Ich war direkt begeistert, als ich vor mehr als einem Jahr das erste Mal von Maestro DMX gelesen habe. Es klingt wie ein feuchter Traum mobiler DJs: Ein Gerät, in das ich meinen Sound mit einem Kabel hineinstecke und das mir dann automatisch eine Lightshow generiert. Jetzt hatte ich die Chance, Maestro DMX ausgiebig zu testen und kann euch sagen, da kommt einiges an Veränderung auf die Branche zu!
Großangriff auf die Platzhirsche Soundswitch und Wolfmix
Ich selbst nutze seit fast drei Jahren Soundswitch und habe mich mit der leider nicht ganz so intuitiven Programmierung mittlerweile angefreundet. Meine Shows laufen stabil und sehen in der Regel gut aus, aber es macht jede Menge Arbeit. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie oft jeder Song bei mir schon neu analysiert wurde und wie oft ich meine Autoloops neu programmiert habe. Auch mit Wolfmix und Pioneers eigener Rekordbox Lightshow habe ich in diversen Clubs meine Erfahrung gemacht und sage: alles vernünftig, wenn man es richtig programmiert und immer wieder aktualisiert. Anders ist aber das Versprechen von Maestro DMX. Du programmierst einmal mit minimalem Zeitaufwand und dann macht Maestro die Lightshows von allein, immer anders und alle im Takt. Wie gut das funktioniert, dazu kommen wir gleich.
Die genaue Technik in der Box bleibt ein Betriebsgeheimnis
Wir durften ein Gerät von Maestro gut vier Wochen in unserem Licht- und Soundatelier in München ausgiebig testen. Was genau technisch im Innenleben verbaut ist, verrät der Hersteller nicht, wir gehen aber fest davon aus, dass innendrin etwas wie ein Raspberry Pi schlummert. Kaufen kann man das Gerät entweder über die kanadische Website, bei einigen deutschen Warenhäusern oder bei der Eventtechnik Oberland mit ihrem Inhaber Dominik Steingruber. Maestro DMX von ihm aus der Nähe von Garmisch-Partenkirchen zu beziehen hat übrigens so einige Vorteile, und damit meine ich nicht nur einen Rabatt für BVD Mitglieder. Bei seinen Geräten bekommt ihr eine Vielzahl an vorinstallierten Shows gleich mitgeliefert, doch dazu später mehr.
Für den Betrieb braucht Maestro DMX nur eine Stromversorgung
Wer Maestro zum ersten Mal einrichten will, kann die Box auf verschiedene Wege ansteuern. Das Gerät besitzt auf der einen Seite einen LAN-Anschluss, spannt aber auch ein eigenes W-Lan auf, sobald ihr es mit ausreichend Strom versorgt. Per USB-C Anschluss zieht das Gerät 5V und 2,5A, klappt also auch mit einer Powerbank oder über euren Laptop. Auf derselben Seite besitzt die Maestro Box noch zwei USB-Typ-A Anschlüsse, um zum Beispiel Updates aufzuspielen. Dreht ihr das Gerät um, seht ihr einen Cinch-Eingang für den Sound und einen DMX-Ausgang für eure Show.
Auch im fremden WLAN kann man Maestro ansteuern
Wir starten, indem wir uns mit Maestro per WLAN verbinden. Danach gehen wir auf unseren Browser und geben „maestro.local“ ein. Es öffnet sich eine Übersicht, dunkel gehalten und auf den ersten Blick leicht verständlich. Das erste was uns wichtig war, dass wir auch dann eine funktionierende Internetverbindung haben, wenn wir mit Maestro DMX per Wlan verbunden sind. Dazu können wir Maestro unter Einstellungen die Daten von einem Wlan Hotspot geben, mit dem wir uns verbinden möchten. So kann beides parallel laufen. Dann müssen wir uns den Audiopegel ansehen, den wir ins Gerät geben. Der sollte nicht zu laut und nicht zu leise sein, die Benutzeroberfläche gibt hier gute Tipps, wie der richtige Pegel auszusehen hat. Wir pegeln alles auf grün und machen weiter. Als nächstes geht es für uns darum, die Fixtures anzulegen.
Maestro DMX muss alle meine Lichter kennen
Für Anfänger kurz erklärt: Bei Fixtures handelt es sich um die Schaltpläne, die euer Lichtprogramm braucht, um zu wissen, bei welchem Knopfdruck welche Farbe erscheint. Für eure Fixtures steht euch derzeit ein DMX-Universium mit 512 Kanälen zur Verfügung, durch die Unterstützung von ArtNet sollen aber bald weitere dazukommen. Ich lege also meine Fixtures in der Benutzeroberfläche im Browser an, bei mir sind es die AX1 von Astera als Tubes, mehrere AX3 als Uplights und die ApeSticks von Ape Labs. Die Profile stelle ich in den jeweiligen Apps der Hersteller ein, die dazugehörigen Fixtures waren im Katalog von Maestro sehr schnell zu finden. Falls ihr ein Fixture nicht finden könnt, habt ihr gleich drei Möglichkeiten: Entweder ihr fragt bei Maestro bzw. Eventtechnik Oberland an, dass sie es euch programmieren. Oder ihr sucht online nach dem Fixture, in der Maestro Oberfläche ist der passende Link und auch die Anleitung zur Installation. Drittens könnte ihr auch das Fixture selbst anlegen. Wenn ihr die DMX Tabelle eures Geräts habt ist auch das kein Hexenwerk.
Oberland bringt liefert euch fertige Shows
Jetzt, da wo Maestro weiß, welche Geräte wir nutzen wollen, müssen wir noch festlegen, wie diese Geräte sortiert sein sollen. Dazu wählt ihr auf der sogenannten „Stage“ aus, in welcher Gruppe das Gerät spielen soll. Es gibt „Primary“ bis „Quartary“, also erstens bis viertens, ähnlich kennt man das schon von Soundswitch. Auch hier ist die Logik, dass „Primary“ stark zu sehen sein und am meisten Aktivität haben wird. „Quartary“ sind eher Highlight-Effekte, mt „Secondary“ und „Tertiary“ liegt ihr dazwischen. Wo genau ihr euer Licht einordnet bleibt euch überlassen und sorgt für euren persönlichen Stil.
Wir setzen meine Tubes auf „Primary“, die Uplights auf „Secondary“ und die Sticks auf „Tertiary“. Danach können wir eigentlich starten und gehen direkt in den Live Mode. Hier kommen wir in den Genuss einer der Besonderheiten, wenn man Maestro DMX über die Eventtechnik Oberland bezieht. Neben den Standard Patterns von Maestro gibt es zahlreiche weitere, die Dominik Steingruber exklusiv für seine Kunden programmiert hat. Und mit diesen Patterns, da startet eigentlich die Magie.
Die Lightshow überzeugt auf den ersten Blick
Wenn Maestro DMX den Sound per Cinch bekommt, wird dieser in Echtzeit verarbeitet. Wie intensiv, farbenfroh und in welchem Stil jetzt eine Lightshow generiert wird, entscheidet das Pattern, das wir auswählen. Gleich von Anfang an sind wir aber begeistert. Satte Farben, die gut zusammengemischt werden, die Farb- und Lichtwechsel passen auf den Taktschlag und die Effekte wiederholen sich auch nicht wirklich. Gerade die Effekte der Tubes, bei denen das Licht aussieht wie eine Flüssigkeit, sind bei anderen Lichtprogrammen nur kompliziert zu erzeugen. Maestro tut uns diesen Gefallen gleich zu Beginn. Und auch neue Presets anzulegen ist nicht schwer, ich richte mir gleich ein paar ruhigere ein, zum Beispiel für den Eröffnungstanz auf Hochzeiten. Wer den ganzen Aufbau sehen möchte, kann das auch nochmal im Mitschnitt von unserem BVD Live sehen. (HIER SOLLTE NOCH HIN; WO SIE DEN FINDEN)
Live-Fähigkeiten von Maestro DMX sind bisher unerreicht
Kommen wir noch zu einer der großen Stärken von Maestro DMX, der Live-Musik. Andere Programme besitzen zwar Standalone-Modi, so richtig automatisch funktionieren die aber nicht. Bei Maestro DMX reicht das Audiosignal aus. Viele Hersteller werden sich überlegen müssen, wie sie mit ihren Produkten künftig konkurrenzfähig bleiben. Denn eine Bar oder eine Konzerthalle mit Live-Musik musste bisher immer Licht-Jockeys buchen. Taten sie das nicht, fiel dem Publikum schnell auf, dass der Lichtshow das Gewisse etwas fehlt, denn alle Lösungen mit eingebauten Mikrofonen sind meiner Meinung nach zu hektisch. Die Live-Fähigkeiten von Maestro hingegen sind fast schon beängstigend. Mühelos passt sich das Licht im Test auf den Mitschnitt einer Rockband an. Auch mitten in DJ-Sets reinzuspringen funktioniert ohne Probleme. Doch eine Schwäche haben die Lichtshows: Setzt der DJ einen Übergang mit Tempowechsel oder cuttet, braucht Maestro ein paar Sekunden, um wieder den Takt zu finden. Das läuft bei Soundswitch deutlich besser. Doch auch hier verrät Dominik Steingruber von Eventtechnik Oberland, dass es bald Updates geben wird, die das Problem beheben sollen.
Es läuft trotzdem noch nicht alles rund
Kommen wir zu ein paar weiteren Punkten, die uns nicht so gut gefallen haben. Bei einem zweiten Test haben wir versucht, mehrere Moving Heads einzustellen. Das war zwar möglich, die Ausrichtung aber mit der bisherigen Oberfläche etwas umständlich. Aber auch hier verspricht Maestro bald Besserung. Und die soll es auch bei der Steuerung geben. Bisher muss man einen Midi-Controller recht aufwändig über das Protokoll verbinden. Das soll künftig auch leichter gehen, indem Tasten einfach angelernt werden können.
Und dann müssen wir noch über das offensichtliche sprechen, den Preis. BVD Mitglieder bekommen Maestro zwar noch bis Jahresende zehn Prozent günstiger, trotzdem liegen wir damit bei fast 900€, mit einem Midi-Controller, den ich absolut empfehle, seid ihr bei mehr als 1.000€. Das ist eine ordentliche Investition, die auch mich bisher abschreckt, mir Maestro DMX dauerhaft zuzulegen. Trotzdem ist das Produkt gerade für diejenigen interessant, die sich bisher wenig bis gar nicht mit Lichtsteuerung beschäftigt haben.
Soundswitch bleibt die härteste Konkurrenz
Denn auch mit Soundswitch oder Wolfmix kommen Kosten von bis zu 500€ für Software und Hardware zusammen. Lediglich mit Soundswitch wäre es möglich, sich die Hardware für gut 50€ zu schnappen und am Black-Friday ein Jahresabo für die Software um rund 50€ zu schießen. Doch die Stunden, die ihr braucht, euch das neue Programm richtig einzustellen, sind nicht vergleichbar. Sowohl bei Wolfmix als auch bei Soundswitch kann man mit gut zehn Arbeitsstunden rechnen, bis ein gutes Ergebnis dabei rauskommt. Mit Maestro DMX sollte das in einer bis zwei Stunden locker machbar sein. Erste gute Ergebnisse, für die ich mich vor keinem Kunden schämen würde, hatten wir nach 15 Minuten.
Das Fazit: Teurer als die Konkurrenz aber deutlich weniger Arbeit
Wer also auch seine Arbeitszeit in Geld aufrechnet, dürfte künftig eher bei Maestro DMX landen und wer eine schnell funktionierende Lösung haben möchte, auch. Trotzdem kann Maestro noch nicht an die Genialität einer gut programmierten Lightshow eines erfahrenen Licht-Designers heranreichen. Wer Freude am Programmieren von Licht hat und seiner Kreativität freien Lauf lassen möchte, wird auch künftig bei Soundswitch oder Wolfmix bleiben. Insgesamt hat Maestro DMX aber das Potenzial, die Qualität von Lichtshows im gesamten mobilen DJing auf ein neues Level zu heben. Ein durch eingebaute Mikrofone flackerndes und blinkendes Licht gehört für mich absolut der Vergangenheit an. Für wen Maestro große Veränderungen bedeutet, sind Light-Jockeys. Sie werden mit noch kreativeren Wegen einen Mehrwert bieten müssen, den Geräte Maestro DMX (noch) nicht bieten können.